Der Artikel ist in der Zeitung des Verbandes „Selbsthilfe-Auto Aiuto“ Nr. 2/2014 erschienen.

Es ist kaum bekannt, dass auch Väter an einem Stimmungstief nach der Geburt leiden oder gar an einer postpartalen Depression erkranken können. Einer US-Studie zufolge ist es sogar so, dass einer von zehn Vätern im Jahr nach der Geburt des ersten Kindes in ein seelisches Tief fällt.

Früher wurde der Vater in Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Babypflege… kaum miteinbezogen – die Bewältigung der damit zusammenhängenden Aufgaben oblag der Mutter. Die Aufgabe des Vaters war mit der Zeugung erledigt und setzte meist erst wieder ein, wenn das Kind alt genug war, um laufen und radeln zu lernen.

Heute ist dies anders: werdende Väter erleben und empfinden die Schwangerschaft aktiv mit, sind oft bei der Geburt dabei und werden gleichberechtigt in die Babypflege miteinbezogen. So ist es gar nicht erstaunlich, dass auch sie in ein seelisches Tief fallen können.

Die Geburt eines Kindes verändert das Leben grundlegend – auch für Väter. Sie übernehmen neue Verantwortung, sie befürchten, kein guter Vater zu sein, sie machen sich Gedanken um das finanzielle Auskommen, jetzt wo zusätzliche Ausgaben auf die Familie zukommen und sie der Alleinverdiener sind… Gleichzeitig haben sie das Gefühl, außen vor zu stehen und die starke Mutter-Kind-Beziehung zu stören, manche fühlen sie sich auch von ihrer Partnerin vernachlässigt, die scheinbar nur noch für das Kind da ist. Oft fehlen den Männern gute Vorbilder für ihre neue Rolle. Vorbilder, die ehrlich darüber reden, dass es nicht immer einfach ist, Vater zu sein.

Bei Männern sind die Anzeichen einer seelischen Krise oft anders als bei Frauen: sie stürzen sich in die Arbeit, fliehen vor ihren eigenen Gefühlen, gehen eher fremd, entziehen sich der Auseinandersetzung mit der Partnerin und reagieren aggressiv. Auch sie fühlen sich erschöpft und überfordert von der neuen, unbekannten familiären Situation.

Im Allgemeinen haben Männer größere Schwierigkeiten, Gefühle zuzulassen und darüber zu sprechen, dennoch ist es auch für sie sehr wichtig und notwendig, mit ihrer Partnerin, mit der Familie, mit Freunde zu sprechen und sich auch professionelle Hilfe zu suchen.

Anlaufstellen:
Psychiatrische Fachambulanz für die seelische Gesundheit in Schwangerschaft und Post Partum
Psychiatrischer Dienst im Krankenhaus Bozen (Gebäude W – 1. Stock)
Tel. 0471 435 146 oder Tel. 0471 435 147

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